Bahnreisen für Anfänger

„…oder so“ – die Kolumne von Maren Friedlaender

20.04.2019 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Falls Sie über Ostern mit der Bahn verreisen, bekommen Sie jetzt ein paar Tipps von einer Fast-gar-nicht-Nutzerin. Versuchen Sie nie, wirklich niemals Ihr Ticket im sogenannten Reisezentrum des Kölner Hauptbahnhofs zu erwerben. Dort nistet eine Kundenabwehrmaschinerie. Für Regionalreisende zwei Kassen geöffnet. Stehen mehr als acht Leute an, bekommt der Öffentliche-Dienstler einen Nervous Breakdown und schiebt ein Schild raus: „Diese Kasse schließt. An der Kasse nebenan bedient man Sie gern.“ Stellen Sie dem Ticketverkäufer keine Frage, wenn er konzentriert tippt. Er antwortet Loriot-mäßig: „Moooment, eins zur Zeit.“ Meine Nachfrage drehte sich nicht unberechtigt um die Pünktlichkeit des Zuges. Der mitgebrachte Zeitpuffer schmolz beim Fahrkartenkauf dahin.

Vor Abfahrt des Zuges blieben ein paar Minuten für den Bahnhofsbuchladen. Da gehe ich immer rein, um die zwei Krimis, deren Autor ich bin, attraktiv zu platzieren. An meinen anarchischen Tagen puhle ich Spiegel-Bestseller-Label von Konkurrenten herunter und klebe sie bei mir drauf.

Für den Buchladenbesuch musste ich mein Klapprad kurzparken. Keine Fahrradständer auf dem Bahnhofsvorplatz, alle Laternenpfähle besetzt. Ich befestigte das Rad an einem Geländer des Polizei-Containers – fünf Minuten. Uiuijui – das gab ein Theater. Gefahr im Verzug. Mein Rad könne ich auf der anderen Seite des Bahnhofs für einen Euro einschließen. – Wie praktisch.

Auf Gleis 6 zog es wie Hechtsuppe, meine Bronchitis erblühte. Pommesfettgeruch waberte über den Schienensträngen. Durchsagen, so harsch wie auf dem Kasernenhof. Eine Schaffnerin brüllte: „Einsteigen!“ Ich zuckte zusammen. Im Zwiegespräch zeigte sie menschliche Züge. „Ob sie nicht dauernd krank sei“, fragte ich bibbernd. „Total immun.“ Sie lächelte. Mein erstes Lächeln am HBf Köln.

Der Zug ist pünktlich, das Fahrrad kann ich ebenerdig hineinschieben. Ich finde einen Sitzplatz. Einige Fahrgäste schlagen mir ihre Rucksäcke gegen den Schädel, sonst alles okay. Es gibt sogar eine Behindertentoilette. Leider defekt. Ein Vater mit Kind in Not benutzt sie trotzdem. Kind offensichtlich in großer Not – die Fahrgäste nach dem Ereignis auch. In Aachen kommen wir pünktlich an. Gute Fahrt – just in case - und allen Lesern ein frohes und besser bahnloses Osterfest oder so …

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Maren Friedlaender

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