Haben wir Frauen in der heutigen Zeit eine Frauenquote nötig?

04.10.2010 Meldung Liberale Frauen Köln

Diskussionsbeitrag zum Vorschlag der EU-Kommissarin Reding Beim Vorschlag der EU-Kommissarin Reding, der Wirtschaft eine Frauenquote in Führungspositionen, vor allem in Aufsichtsräten, vorzugeben, schreit jede gut ausgebildete, karrierebewusste stolze Frau – zumal die liberale - innerlich erst einmal auf. Sind wir nicht so qualifiziert und kompetent, so ehrgeizig und selbstbewusst, so präsent in der Wirtschaftswelt, dass wir den Einzug in Vorstands- und Aufsichtsratsetagen allein durch unsere Kompetenz erhalten werden? Sicherlich. Mit der Zeit würden und werden wir uns auch dort durchsetzen, mit der Zeit werden Qualifikation und Kompetenz als ausschlaggebende Faktoren diese Türen von allein öffnen. Weibliche Netzwerke werden zumindest teilweise männliche „Thresenkumpanei“ ablösen und unterschwellige Ausgrenzungsmechanismen überwinden. Doch diese langwierige Entwicklung allein dem natürlichen, längst begonnenen Umwandlungsprozess zu überlassen, führt zu derzeit höchst unbefriedigenden Zuständen: Die mangelhafte Beteiligung von Frauen in den einflussreichsten Positionen der Wirtschaft mit den höchsten Vergütungen entspricht schon lange nicht mehr den gesellschaftlichen Realitäten von gleicher Qualifikation und Kompetenz der Frauen (womit nicht gesagt sein soll, dass Einfluss und Einkommen die erstrebenswertesten Ziele im Leben von Mann und / oder Frau darstellen). Ist das Ziel einer 30- bzw. 40-prozentigen Beteiligung von Frauen in Aufsichtsräten wünschenswert, wie es Frau Reding vorsieht? In jedem Fall, sogar darüber hinaus. Ist es mit einer für die Wirtschaft verpflichtenden Quote schnell und verhältnismäßig einfach zu erreichen? Auch dies ist der Fall. Gibt es sanftere Möglichkeiten? Bereits seit Jahren wird für eine größere Beteiligung von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten plädiert; bisher sind diese Appelle als reine Theorie – mit Ausnahmen wie der Telekom – verpufft. Der Frauenanteil war im vergangenen Jahr sogar rückläufig. Ist ein auf die Wirtschaft ausgeübter Zwang kontraproduktiv, führt er zu schlechteren Besetzungen der Positionen? Selbstverständlich nicht. Es geht um die Vergabe der Stellen an Frauen bei gleicher Qualifikation und Kompetenz. Im Ergebnis würde die Wirtschaft es – langfristig gesehen – sicherlich danken, nach einer Übergangszeit würde sich die Zwangsquote selbst überflüssig machen. Ist die Quote ein liberaler Weg? Nein. Sicherlich gibt es bessere, aber auch mühsamere Wege, die zu beschreiten längst überfällig ist. Ebenso wie die jetzt aufgeworfene Diskussion über eine Zwangsquote für die Wirtschaft, die geführt werden muss - nicht zuletzt, damit wir qualifizierten und karrierebewussten Frauen die Ambivalenz zwischen unserer Wut über den Ist-Zustand und unserem liberalen Stolz aussprechen können. Vor diesem Hintergrund ist ein solch radikaler Vorschlag, wie Frau Reding ihn nun unterbreitet hat, zumindest als Diskussionsanregung und Anstoß für die Wirtschaft begrüßenswert. Dr. Annette Wittmütz Vorsitzende der Liberalen Frauen Köln

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