"Formel 1 in Bayenthal"

„… oder so“ – die Kolumne von Maren Friedlaender

14.04.2018 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Gestern war mal wieder einer dieser Tage: Auf der Fahrradstraße in meinem Viertel brauste ein PKW mit 50 Sachen an mir vorbei. Die Fahrradstraße ist wegen der Schule eingerichtet. Es ist die billigste Version, den Verkehr zu beruhigen - und die nutzloseste. Ratlose Raser glotzen auf das Schild. Hier eine kleine Nachhilfe für alle, die die betreffende Führerscheinfrage vergessen haben: Fahrradstraßen sind dem Fahrradverkehr vorbehalten. Sind andere Fahrzeuge zugelassen, beträgt die Höchstgeschwindigkeit 30 km/h. Kraftfahrer müssen ggf. ihre Geschwindigkeit verringern. Alles klar?

Auf dem Bayenthalgürtel holte mich ein Lastwagen mit Tempo 70 fast vom Radl, um noch spätes Gelb zu erwischen. Zur Information: Das ist ein viel benutzter Schulweg. Geschwindigkeitsabsenkung gibt es nicht. Ich erinnere mich aus der Schulzeit meines Sohnes, dass die Stadt das ablehnte. Es behindere den Verkehrsfluss. Na ja, da lernen die Großstadtkinder wenigstens, immer schön aufzupassen.

Durch die enge Hölderlinstraße, Zone 30, schoss ein Krankenwagen mit Blaulicht. Geschätzte Geschwindigkeit: 60 km/h. Ich bin alt und verrentet; auf mich muss keiner Rücksicht nehmen. Aber ich überlegte mir, ob es Sinn macht, den Verletzten hinten im Wagen zu retten und vorn spielende Kinder umzunageln. Das klingt sarkastisch. Ist auch so gemeint. Ich bin sauer.

In den dreißig Jahren, die ich Anwohner im Bayenthaler Dichterviertel bin, hat sich nie ein Verkehrsfachmann um uns gekümmert. Keine Verkehrsberuhigung, keine Erneuerung des Straßenbelags. Stattdessen die wundersame Vermehrung von Schlaglöchern. Nun hat uns die städtische Verwaltung entdeckt. Nicht um tapfere Steuerzahler mit besserer Infrastruktur zu belohnen. Nein, als Kuh, die man melken möchte. Parkraumkonzept heißt das Zauberwort. Gemeint ist: Aufstellen von Parkuhren. Nur zu unserem Besten. Klingelingeling. 800 000 Euro jährlich für die Stadtkasse. 

Als Vorschlag zur Güte hätte ich ein paar Anliegerschilder erwartet oder eine klitzekleine Schwelle. Nein, die Rennpiste wird verbreitert. Parkplätze fallen dort weg, wo der Bürgersteig zu schmal ist: falls mal zwei Rollstuhlfahrer aneinander vorbeifahren wollen. Den Zufall habe ich in dreißig Jahren nicht beobachtet, aber mich fragt ja keiner. Würde mich wundern, wenn hinter dem Plan nicht die grüne Auto-pfui-Partei steckte. Die Gewerbesteuer von Ford nimmt man aber gern. Sie zahlt manches Gehalt, auch von grünen Autohassern. Was soll’s. Her mit den Parkuhren. Wie sagen die Kunsthistoriker immer? Eine spannende Intervention im öffentlichen Raum oder so…

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Maren Friedlaender

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