Umgang mit dem Weltkulturerbe Kölner Dom

12.08.2005 Anträge FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln

Vierter Weg im Umgang mit dem Weltkulturerbe Kölner Dom und der städtebaulichen Entwicklung in Köln Aus gegebenem Anlass hat der Oberbürgermeister für die kommende Ratssitzung eine Aktuelle Stunde zum Weltkulturerbe Kölner Dom angekündigt. Zu diesem viel diskutierten Thema rund um die Stellung des Doms als Weltkulturerbe und die weitere städtebauliche Entwicklung wurden bereits vom Stadtentwicklungsdezernenten drei mögliche Optionen genannt. Aus Sicht der FDP-Fraktion gibt es jedoch noch eine vierte Möglichkeit, nämlich die städtebauliche Entwicklung fortzusetzen, ohne aktiv den Weltkulturerbetitel zurückzugeben, und gleichzeitig in verstärkter und auf eine breitere Basis gestellter Weise um die Zustimmung der UNESCO zu werben. Gerade weil wir an das Planungskonzept glauben, sollte die Stadt energischer dafür kämpfen. Diesen vierten Weg hat die FDP-Fraktion den Oberbürgermeister gebeten, zum Abschluss der Aktuellen Stunde des Rates zur Abstimmung zu bringen: Der Rat möge beschließen: Der Rat der Stadt Köln ist sich der besonderen Verantwortung der Stadt und seiner Bürgerschaft für den Erhalt und den Schutz des Weltkulturerbes Kölner Dom bewusst. Er wird wie in der Vergangenheit auch in Zukunft alles in seiner Macht stehende tun, um die Kathedrale baulich zu erhalten und ihre herausragende Stellung im Stadtbild zu bewahren. Zu diesem Zweck werden die von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Pufferzonen zum Leitgedanken der Bautätigkeit in der Innenstadt und Deutz erhoben. Bausünden der Vergangenheit, die nicht mit diesem Leitgedanken übereinstimmen, sollen soweit möglich behoben werden. Daneben ist der Rat der Weiterentwicklung der Stadt, dem Erhalt der wirtschaftlichen Attraktivität und der Schaffung neuer Arbeitsplätze verpflichtet. Dass hierbei ein besonderes Augenmerk auf einer historisch sensiblen Stadtplanung liegen muss, wird ausdrücklich anerkannt. Der Rat sieht die Einlösung dieses Anspruchs durch die besondere topographische Situation des Stadtgebietes, in ihrer Akzentuierung und Trennung durch den Rhein, in wegweisender Klarheit vorgegeben. Es gilt die Pflege der historisch gewachsenen linksrheinischen Seite mit der Entwicklung einer modernen, zukunftsweisenden Stadtstruktur auf der rechten Rheinseite zu verbinden. Dieses topographisch gestützte Gegenüber von Herkunft und Zukunft darf nicht als Widerspruch stigmatisiert werden, sondern ist integraler Zusammenhang einer lebendigen Stadtentwicklung. Die spezifische Struktur des Stadtgebietes bietet also die seltene Chance, historisch Gewachsenes zu bewahren und gleichzeitig Neues in klarer Abgrenzung hinzuzufügen. Die Stadt hält daher an den bestehenden Bebauungsplänen im Bereich des ICE-Terminals KölnMesse/Deutz im Sinne der Ergebnisse der Architekturwettbewerbe fest und beauftragt die Verwaltung, entsprechende Investoren zu suchen und die projektierten Bauvorhaben zu realisieren. Bezüglich der nördlich der Bahn geplanten Hochhäuser fordert die Stadt von möglichen Investoren eine möglichst geringe Grundfläche und geringe Ausrichtung zum Dom, um keinen „Wandeffekt“ zu erzeugen, sowie eine hohe architektonische Qualität, die durch entsprechende Wettbewerbe sicherzustellen ist. Sollte sich innerhalb der nächsten zwei Jahre abzeichnen, dass das Kongresszentrum auf absehbare Zeit nicht zu realisieren sein, so wird die Verwaltung aufgefordert, in Absprache mit der KölnMesse alternative (Übergangs-)Nutzungen der entsprechenden Flächen vorzuschlagen. Daneben steht der nochmalige und auf breite Grundlage gestellte Versuch, die UNESCO von der städtebaulichen Konzeption zu überzeugen, auf der Agenda der Stadt. Der bisherige Konflikt mit der UNESCO ist keine städtische Angelegenheit. Der internationalen Bedeutung dieses Vorgangs sollte mit einer entsprechenden Kommunikationsstrategie entsprochen werden, die es mit den beteiligten Partnern zu entwickeln gilt. Zu diesem Zweck setzt die Stadt eine Arbeitsgruppe ein, die eine Präsentation des Vorhabens entwickelt, die sachlich überzeugend ist und diplomatisch erfolgversprechend wirkt. Die Stadt Köln wird nicht aktiv die Rückgabe des Weltkulturerbetitels betreiben. Vielmehr fordert der Rat der Stadt Köln die UNESCO auf, den dem Kölner Dom unfraglich zustehenden Titel als herausragendes kirchliches Bauwerk des letzten Jahrtausends zu belassen. Alle an dieser Entscheidung Beteiligten werden gebeten, die Stadt bei diesem Bemühen nach Kräften zu unterstützen. Sollte der Titel jedoch tatsächlich aberkannt werden, so bemüht sich die Stadt zu gegebener Zeit nach einer geänderten Prioritätensetzung seitens der UNESCO um dessen Wiedererlangung. Begründung: Nach sorgfältiger Abwägung aller drei vom Stadtentwicklungsdezernenten aufgezeigten Wege – Verzicht auf jedes weitere Hochhaus in der Umgebung des ICE-Terminals, nur noch den JahnTower zu errichten und darauf zu hoffen, dass die UNESCO dies als ausreichend ansieht, oder die konsequente Weiterverfolgung der bisherigen Pläne im Interesse einer prosperierenden modernen Stadt und die Bundesregierung zu bitten, den Titel Weltkulturerbe zurück zu geben, – muss man zu dem Schluss kommen, dass keine dieser Optionen für die Stadt Köln in Frage kommen kann. Vielmehr gilt es endlich in angemessener Weise für die überzeugende Entwicklung des rechtsrheinischen Gebietes zu kämpfen und breite Unterstützung für die zukunftsgerichtete und historisch bewusste Stadtentwicklung Kölns zu gewinnen. Der im Beschlussentwurf zur Abstimmung stehende vierte Weg ist im Interesse der weiteren städtebaulichen und wirtschaftlichen Entwicklung Kölns. Selbstverständlich werden dabei alle bereits eingeleiteten Initiativen bezüglich der Pufferzone um den Dom und des Höhenbegrenzungskonzeptes innerhalb der Ringe weitergeführt und eventuell ergänzt. Aus unserer Sicht sind diese Anstrengungen zum Schutz des Domes und der romanischen Kirchen notwendig und wünschenswert. Sie leisten aber zunächst nur die Sicherung des historisch Gewachsenen und sind nicht hinreichend für die Sicherung des zukünftigen Wachstums. Eine Rückgabe des Weltkulturerbestatus kommt für die Stadt Köln nicht in Frage und wird daher nicht aktiv betrieben. Ein Verlust würde nur vorübergehend in Kauf genommen. Hier geht es zum entsprechenden Pressespiegel.

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