Sterck zu FH, Flora, Jüdischem Museum und Rheinboulevard

14.07.2011 Reden FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln

Sterck begrüßt in Ratsreden Investitionsentscheidungen

In der Ratssitzung am 14. Juli 2011 standen mit der FH-Erweiterung, der Florasanierung mit Kuppeldach, der Archäologischen Zone und dem Jüdischen Museum sowie dem Rheinboulevard vier wichtige Investitionsentscheidungen auf der Tagesordnung. Für die FDP-Fraktion sprach deren Fraktionschef Ralph Sterck zu diesen Punkten. Die Reden dokumentieren wir an dieser Stelle.

„FH am Standort Deutz besser als alle anderen Lösungen“

Ralph Sterck (FDP): Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Eines vorweg: Dass Kollegin Moritz ihre nach Kugeln suchende Wissenschaftsministerin mit unserem Innovationsminister vergleicht, grenzt schon an eine persönliche Beleidigung.

(Martin Börschel [SPD]: Für Frau Schulze!)

Barbara Moritz, wir hatten schon einmal darüber gesprochen, dass Professor Pinkwart in der Zeit vor der Landtagswahl eine Veranstaltung in einer Landesbehörde, nämlich der FH, unter Beteiligung von Landesbediensteten, nämlich des Rektors, untersagt hat. Wir werden vor der nächsten Landtagswahl testen, wie großzügig Ihre Minister in solchen Sachen sind. Ich hatte jedenfalls damals großes Verständnis für diese Entscheidung.

Ich weiß auch - darüber habe ich mit Professor Pinkwart oft genug gesprochen -, dass er sich für den Standort Köln sehr interessiert hat, auch weil er hier gelernt hat, und auch zu Gesprächen mit den handelnden Personen der damaligen Verwaltung hier in Köln gewesen ist. So weit meine Vorbemerkung.

Meine Damen und Herren, der Druck und die Begeisterung für die FH-Verlagerung Richtung Bayenthal ist inzwischen verflogen. Im Kommunalwahlkampf war das ja noch ein ganz heißes Thema. Vielen konnte es gar nicht schnell genug gehen. Nun ist der Druck weg; denn der doppelte Abiturjahrgang, den wir ja damit auffangen wollten, wird an uns vorbeiziehen, ohne dass wir schon eine Erweiterung hätten. Sehr schade, dass wir diese Chance nicht nutzen konnten.

Aber wir müssen natürlich auch sehen, dass die Probleme, die wir durch eine Verlagerung ins Rechtsrheinische bekommen, präsenter werden. Wenn schon die Ankündigung des Kaufhofs, sein Haus in Kalk zu schließen, eine Welle von Protesten in Kalk auslöst, kann man sich vorstellen, welche Sorgen und Nöte es bei den Anwohnern, Geschäftstreibenden und Eigentümern auslösen wird, würden wir den gesamten FH-Standort dort aufgeben.

Und noch etwas anderes rückt immer mehr ins Bewusstsein, nämlich dass der linksrheinische Standort unheimlich wertvoll ist. Eigentlich brauchen wir dort keine FH, um dieses Gebiet zu entwickeln. Jeder von uns hat gute Ideen, was wir mit den dortigen Grundstücken machen könnten.

(Jörg Detjen [Die Linke.Köln]: Für die FH sind sie verbrannt!)

- Die sind lange nicht verbrannt, Herr Detjen. Das hätten Sie vielleicht gerne. Nein, sie sind höchst wertvoll und hochinteressant. Denken Sie einmal an die Entwicklungen für das Ziel, die Bundesgartenschau 2025 wieder nach Köln zu holen. Ich habe viel Fantasie, was wir aus diesen Grundstücken machen könnten.

Jetzt liegt das dritte Gutachten vor. Es geht langsam zum Showdown, zur Entscheidung. Wir haben die Zusage von Ihnen, Herr Oberbürgermeister, dass Sie uns das Gutachten, sobald Sie es haben, zur Verfügung stellen. Ich habe zwar schon gehört, Sie hätten es schon. Wahrscheinlich wird es gerade kopiert, damit wir alle es bekommen.

(Heiterkeit und Beifall bei der FDP)

Oder es liegt noch bei Ihnen im Vorzimmer, und Sie haben es selbst noch nicht gesehen.

Oberbürgermeister Jürgen Roters: Definitiv nicht. Sie haben es doch eben gehört.

Ralph Sterck (FDP): Dann muss ich meinen Informanten noch einmal ansprechen. Das muss ein Missverständnis sein. So etwas soll ja vorkommen.

Am schockierendsten an der aktuellen Debatte finde ich, dass gesagt wurde, die Stadt würde sich weigern, dem Land infrage kommende Grundstücke in Deutz zur Verfügung zu stellen. Dazu muss ich sagen: Da ist die Politik nie gefragt worden.

(Zustimmung von Martin Börschel [SPD])

Ich als Mitglied dieses Stadtrates, die Kollegen aus dem Stadtentwicklungsausschuss und aus dem Rat sind nie gefragt worden. Wenn wir gewusst hätten, dass es darum geht, diese Grundstücke von AWB oder Feuerwehr zur Verfügung zu stellen, um die FH dort zu halten, wäre das längst in die Prüfung mit eingeflossen. Dann bräuchten wir jetzt kein viertes Gutachten mehr.

(Beifall bei der FDP und der SPD)

Das ist aus meiner Sicht das Schockierende an der bisherigen Debatte. Deswegen ist es richtig, dass wir aus dieser Ratssitzung ein klares Signal an das Land senden: Ja, wir sind bereit, auch diese Grundstücke zur Verfügung zu stellen,

(Beifall bei Jörg Detjen [Die Linke.Köln])

sie in die Verfügungsmasse zu geben - über die Konditionen müssen wir dann noch reden -, damit das Ganze dann fair beurteilt werden kann, und zwar einschließlich der Erweiterung auf Deutzer Boden.

Von daher sind mir eigentlich die Anträge von SPD und Grünen auf der einen und von der CDU auf der anderen Seite gleich lieb, auch wenn die Kollegin dos Santos Herrmann eben versucht hat, große Unterschiede herauszustellen. Ich verstehe auch nicht, was Sie, Herr Detjen, gegen Punkt 2 des CDU-Antrags haben. Gerade diesen finde ich gut, weil es dabei um ebendiese Deutzer Grundstücke geht.

Von daher könnten wir eigentlich allen drei Anträgen zustimmen. Ich würde es allerdings besser finden, wenn Sie sich zusammenrauften und zu einer gemeinsamen Formulierung kämen. Es wäre auch gut in Richtung Land und BLB, wenn wir hier deutlich machen, dass wir als Rat mit einer Stimme sprechen. Aber das ist eine Frage, die die Antragsteller untereinander klären müssen.

Meine Damen und Herren, der Erhalt und die Sanierung bzw. die Erweiterung der FH am Standort Deutz ist heute wahrscheinlicher denn je und wahrscheinlich auch besser als alle anderen Lösungen. Ich glaube, in der Richtung müssen wir weiter prüfen. - Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Thor-Geir Zimmermann [Deine Freunde] und Klaus Hoffmann [Freie Wähler]) 


„Flora wird zum Schmuckstück des Botanischen Gartens“

Ralph Sterck (FDP): Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wie Sie wissen, ist die Flora eines meiner Lieblingsthemen. Ich möchte an dieser Stelle zunächst einmal Dank sagen, dass die Sache einen so guten Lauf nimmt.

Als das erste Mal von unserer Seite die Idee geäußert wurde, wir könnten bei der Sanierung doch auch das Dach dem Vorkriegszustand entsprechend wiederaufbauen, und als dann die ersten Bilder davon in der Zeitung auftauchten - ich glaube, die Kölnische Rundschau hatte als Erste das historische Bild groß auf Seite 2 des Lokalteils -, hieß es nach den ersten Prüfungen der Verwaltung noch: Das klappt nicht; das bekommen wir nicht finanziert; das lohnt sich nicht.

Das Projekt hat dann doch einen sehr guten Weg genommen, auch weil die Verwaltung bei ihrer Prüfung erkannt hat: Die Flora kann ein richtiges Veranstaltungszentrum werden, wir schaffen noch zusätzliche Räume. Sie wird dann nicht nur zu einem Schmuckstück des Botanischen Gartens, sondern wir werden auch noch einen Mehrwert erzielen können.

Dieser Erfolg hat viele Väter, die man an einem solchen Tag auch einmal nennen sollte. Gerade vonseiten der Verwaltung ist das Projekt sehr wohlwollend begleitet worden, zuletzt von der Kämmerin, Frau Klug, aber auch vom Leiter der Kämmerei, Herrn Körber. Von dieser Seite hätten auch ganz andere Vorlagen kommen können. Herzlichen Dank!

(Beifall bei der FDP)

Mein Dank gilt aber auch den politischen Mitbewerbern, nämlich der derzeit hier regierenden Mehrheit. Das sage ich ganz ehrlich; denn wir hätten keine Mehrheit zusammenbringen können. Ich nenne hier stellvertretend Herrn Bacher von der SPD und Frau Dr. Müller von den Grünen, die sich beide sehr für dieses Projekt eingesetzt haben. Wir haben gemeinsam Ortstermine wahrgenommen; es gibt dort ja viele Fallstricke, wie zum Beispiel die unter Naturschutz stehenden Bäume.

Von daher: Herzlichen Dank allen, die daran mitgewirkt haben, dass wir heute so weit gekommen sind, den Wiederaufbau der Flora beschließen zu können.

(Beifall bei der FDP)

Mit den Änderungsanträgen, die für einen Abriss plädieren, will ich mich gar nicht weiter beschäftigen. Aus meiner Sicht, liebe Kolleginnen und Kollegen, die so etwas vorschlagen, kann und darf man mit Denkmalschutz so nicht umgehen. Wir haben durch den Zweiten Weltkrieg so viel an historischer Substanz in dieser Stadt verloren und - das muss man auch sagen - auch noch sehr vieles nach dem Zweiten Weltkrieg,

(Beifall bei der FDP sowie bei Teilen der SPD, des Bündnisses 90/Die Grünen und von pro Köln)

was eigentlich hätte wieder aufgebaut werden können. Das prominenteste Beispiel ist sicherlich die Alte Oper am Rudolfplatz, aber auch die Türme an der Hohenzollernbrücke oder das Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs sind hier zu nennen. Da ist sehr viel kaputtgemacht worden. Dass Sie vorschlagen, hier heute, im Jahre 2011, zu beschließen, ein solches Gebäude abzureißen, finde ich vollkommen aberwitzig.

Ich will mich lieber mit den Anträgen von denjenigen beschäftigen, von denen ich eigentlich mehr erwartet hätte - oder auch nicht.

(Beifall bei Martin Börschel [SPD])

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, dass gerade Sie sich hier darüber beklagen, dass die Kosten aus dem Ruder laufen, ist schon seltsam. Sie präsentieren sich hier als sparsame Biedermänner und in Wirklichkeit sind Sie finanzpolitische Brandstifter in dieser Frage. Ich sage Ihnen auch, warum.

(Andreas Köhler [CDU]: Unglaublich!)

- Ja, das ist unglaublich. - Es hat nämlich dazu eine Vorlage gegeben - ich habe sie hier -, und zwar vom 7. Januar 2010. Damals sollte das Projekt noch 27 Millionen Euro kosten. Diese Vorlage sollte am 2. Februar 2010 in den Rat zur Entscheidung gehen. Einen Tag vor dieser Entscheidung ist im entsprechenden Unterausschuss des Finanzausschusses jedoch beantragt worden, das in die Haushaltsplanberatungen zu geben.

Ich habe ja den einen oder anderen Haushalt hier gemacht. Aber wie es sich eine Fraktion selbst antun kann, ein Projekt mit einem Volumen von 27 Millionen Euro in die Haushaltsplanberatungen zu geben, ist für mich unerklärlich.

Wir alle wissen doch, welches Volumen die Fraktionen im Rahmen der Haushaltsplanberatungen noch bewegen können: Wenn die Zahl mal siebenstellig wird, dann ist das schon sehr beachtlich. Ihre Vorstellung, im Rahmen der Haushaltsplanberatungen noch irgendwo 27 Millionen Euro auftreiben zu können, ist vollkommen aberwitzig.

Durch die von Ihnen damals veranlasste Veränderung, das Projekt nicht wie vorgesehen Anfang Februar 2010 im Rat zu beschließen, haben wir es nicht geschafft, diesen Auftrag in der Finanz- und Wirtschaftskrise so zu platzieren, dass sich die Unternehmen die Finger danach lecken. Heute befinden wir uns in einer Phase, in der die Auftragsbücher voll sind. Das Vergabeamt bekommt nicht einmal eine zweite Bewerbung darauf. Das heißt, weil es hierfür keinen Wettbewerb gibt, steigen die Kosten.

Wir hätten es viel billiger bekommen können, wenn ihr damals nicht beantragt hättet, das in die Haushaltsplanberatungen zu verweisen. Es ist dann erst zehn Monate später, nämlich am 7. Oktober 2010, beschlossen worden. Da war das Kind natürlich schon in den Brunnen gefallen. Also bitte, liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, weint hier nicht diesen Kostenerhöhungen hinterher. Ihr habt sie mit verursacht. - Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP, dem Bündnis 90/Die Grünen und der SPD)


„Archäologische Zone und Jüdisches Museum vornehmsten Aufgaben der Stadt Köln“

Ralph Sterck (FDP): Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe in diesem Rat, glaube ich, schon ein ganzes Dutzend Reden zum Thema „Archäologische Zone und Jüdisches Museum Köln“ gehalten. In jeder Haushaltsrede kam das vor.

Winrich Granitzka, schade, dass Sie nicht daraus zitiert haben; denn ich habe schon bei den entsprechenden Beschlüssen, die wir dazu in diesem Haus gefasst haben, und auch in Bezug auf die Aussagen von Martin Börschel gesagt: Wenn es mit der Förderung - die wir uns sehr gewünscht haben und für die wir sehr gearbeitet haben - nicht klappen sollte, dann ist es eine der vornehmsten Aufgaben der Stadt Köln, dieses Museum selbst zu finanzieren, weil es für unsere Geschichte, die wir an diesem Ort dokumentieren können, immens wichtig ist.

(Beifall bei der FDP sowie bei Teilen des Bündnisses 90/Die Grünen)

Ich habe in den zahlreichen Reden auch den historischen Ablauf dargestellt und geschildert, wie es zu dieser Idee gekommen ist. Werner Hoyer, unser damaliger Kreisvorsitzender, hat Ende der 1980er-Jahre das erste Mal die Unterstützung dafür bei uns aktenkundig gemacht.

Weiter ging es mit dem Koalitionsvertrag, den wir mit Ihnen von der CDU 1999 geschlossen haben. In diesem Zusammenhang haben wir gesagt: Wir müssen noch ein bisschen Vorarbeit leisten, um die Stadtgesellschaft auf dem Weg, den Rathausvorplatz zu bebauen, mitzunehmen.

Dann haben wir ein Symposium durchgeführt, bei dem wir den Ort festgelegt haben. In diesem Rahmen wurde in Bezug auf sieben Orte - auch das Haus Kutz; Frau Moritz hat es eben angesprochen - in der Innenstadt untersucht, wo man das Museum realisieren kann. Einhellig waren alle der Meinung, dass es wegen der Kontinuität auf dem Rathausvorplatz sein muss. Eine solche Kontinuität gibt es zum Beispiel in Rom nicht. Anders als anderswo war in Köln an dieser Stelle über 2000 Jahre das Machtzentrum.

Ich weiß auch noch, dass Herr Blömer und Herr Knieps damals nach dem Symposium gesagt haben: Sie haben uns davon überzeugt, dass das der einzig wahre Ort für diese Sache ist.

(Dr. Ralph Elster [CDU]: Sie halten hier eine völlig falsche Rede! Das bezweifelt doch auch niemand!)

Wir haben über viele Dinge gerungen, beispielsweise über den Zugang durch den Ratskeller. Diese Idee haben wir gerne in die Diskussion eingebracht.

Wir haben den Wettbewerb durchgeführt, bei dem die einmalige Lösung herausgekommen ist, dass auf dem Platz keine, ich sage einmal, peinlichen Grabplatten oder Pavillons entstehen, sondern eine große Figur, die die städtebauliche Lücke nach dem Zweiten Weltkrieg hier auch wieder schließt.

Sie haben heute am Eingang das Buch gefunden - das auch zum Kolloquium in der letzten Woche vorgelegen hat -, in dem die Funde und das Projekt dargestellt sind. Dort können Sie sehen, welche sensationellen Funde es hier gibt.

(Dr. Ralph Elster [CDU]: Das bezweifelt doch auch niemand, Herr Sterck! Keiner bezweifelt das!)

- Ich komme auch noch zu den finanziellen Fragen. Erst einmal versuche ich aber, zu erreichen, dass Sie wenigstens ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn Sie das heute ablehnen.

(Beifall bei der FDP - Barbara Moritz [Bündnis 90/Die Grünen]: Das bekommen die nicht!)

Herr Kollege, wenn Sie in Ihre Unterlagen gucken, werden Sie dort auch die Aussage finden, die Sie sogar live von meinem Kollegen Lorenz Deutsch im Kulturausschuss gehört haben, der zum Beispiel den Fund der Schiefertäfelchen wie folgt kommentiert hat:

Eigentlich habe man diese Schriftsprache erst im späten Mittelalter gefunden. Bisher seien Mainz, Trier und Worms die Zentren jüdischer Gelehrsamkeit gewesen. Nun werde Köln als eines der frühesten Zentren jüdischen Lebens im Mittelalter in Deutschland an deren Stelle treten. - Daran wird deutlich, wie sensationell dies ist.

Ich gehe davon aus, dass Ihre Fraktion hier unten bei den Ausgrabungen war. Sie dürften es also selbst gesehen haben - die großen Räume, die dort noch erhalten sind, die Treppen, die da herunterführen, und die Brunnen. Das ist wirklich sensationell. Man kann sich doch nur freuen, wenn es für die Öffentlichkeit herauskommt.

Es ist schade, dass die CDU dabei nicht mitmacht. Genauso schade ist es, welche Begründung Sie dafür wählen, indem Sie jetzt rein finanzpolitisch argumentieren. Frau Moritz hat ja gesagt, was man noch besser akzeptieren könnte.

Ihre finanzielle Argumentation ist natürlich auch unglaubwürdig. Als es vorhin um den Godorfer Hafen ging, spielte Geld keine Rolle.

(Zuruf von Martin Börschel [SPD])

- Ganz ruhig, Martin Börschel; ich sage nichts Böses. - Auch die CDU ist gerne bereit, viel Geld für eine solche Investition auszugeben. Beim Rheinboulevard, bei dem uns die Kosten auch davongaloppieren, wird die CDU gleich auch mitstimmen; dazu gibt es einen gemeinsamen Änderungsantrag. Dort spielt Geld keine Rolle.

Aber beim Jüdischen Museum, mit dem Sie nie warm geworden sind, fangen Sie plötzlich an, geizig zu sein und zu sagen, dafür sei kein Geld mehr da.

(Barbara Moritz [Bündnis 90/Die Grünen]: Das sind vorgeschobene Argumente!)

Das ist unglaubwürdig, liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU.

(Beifall bei der FDP und dem Bündnis 90/Die Grünen)

Deswegen finde ich es sehr bedauerlich, dass wir das hier nicht mit einer noch breiteren Mehrheit beschließen.

Ansonsten bin ich sehr dankbar und sehr glücklich, dass wir in diesem Projekt so weit gekommen sind. Ich freue mich auch auf den weiteren Prozess und auf das, was uns in diesem Haus und in der Archäologischen Zone später erwarten wird. Das Ganze wird ein wirklicher Leuchtturm für Köln werden. Es wird herausragend sein. Spätestens dann werden hoffentlich auch Sie überzeugt sein, auch wenn vielleicht ein bisschen weniger Sonnenlicht in die Räume der CDU-Fraktion scheint. - Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP und der SPD)


„Rheinboulevard wird Köln von seiner schönsten Seite“

Ralph Sterck (FDP): Warum spricht schon wie-der der Herr Sterck? Das liegt einfach an unserer Arbeitsteilung. Während Ulrich Breite die Zuständigkeit fürs Geldeintreiben hat, bin ich fürs Geldausgeben zuständig. Deswegen habe ich heute hier meinen großen Auftritt.

(Karl-Jürgen Klipper [CDU]: Das ist wie bei uns zu Hause! Meine Frau ist für die Ausgaben zuständig und ich für die Einnahmen!)

- Alles klar, Karl Klipper; darüber reden wir später einmal.

Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Es ist schon viel Positives über dieses Projekt gesagt worden.

(Andreas Köhler [CDU]: Aber nicht von jedem!)

Ich will auch gar nicht viel hinzufügen.

Ursprünglich hatten wir als FDP in Bezug auf den Wettbewerb für die etwas kleinere Lösung gestimmt. Es hätte auch etwas weniger sein können. Das war der zweite Preis. Jetzt gehen wir aber natürlich auch diesen Weg mit. Die Planung hat sich sehr gut entwickelt - auch wenn schon im Wettbewerb der eine oder andere Zweifel hatte, ob wir für das eigentlich vorgesehene Geld diese große Treppe bauen können. Damals wurde uns das im Preisgericht glaubhaft versichert. Nun gut; jetzt sind wir alle ein bisschen schlauer.

Das Besondere an diesem Projekt ist aber, dass seit seinem Start die Ausgrabungen dazugekommen sind. Eigentlich ist es nicht so überraschend, dass man auf historische Funde trifft, wenn man in Köln irgendwo den Spaten ansetzt. Dass sie dort in dieser Menge und in dieser Qualität gefunden wurden, ist dann aber doch überraschend.

Zum Beispiel gibt es dort einen Bahndamm mit drei Bögen, der auch erhalten werden soll. Ich bin letzten Monat in Berlin gewesen. Dort sehen Sie am Hackeschen Markt in der S-Bahn-Station auch solche wunderschönen Ziegel - original so, wie wir sie hier haben; denn sie stammen aus der gleichen Zeit, und damals hat die Bahn diese Dinge entsprechend aufwendig errichtet.

Auch für die Zuhörer und die Presse will ich noch einmal erwähnen, dass es durchaus Kritik an diesem Projekt gegeben hat. Wir haben als Fraktionen eine ganze Menge kritische Post bekommen. Auf der einen Seite haben die Behindertenverbände erklärt: Um Gottes willen, kürzt die Treppe nicht. - Auf der anderen Seite haben die Initiativen aus Deutz uns gebeten, bitte die Treppe zu kürzen. Beide sagen natürlich, dass sie den Bürgerwillen vertreten.

An dieser Stelle muss man als Politik auch abwägen und sich fragen, welche Wahl man treffen soll und wie man den besten Weg gehen kann.

Wir haben heute - Ausfluss ist auch der gemeinsame Änderungsantrag der vier großen Fraktionen - noch einmal ein Treffen mit der Verwaltung gehabt und uns das dort noch einmal entsprechend darstellen lassen. Die wichtige Nachricht ist, dass wir mit dem heutigen Beschluss beiden gerecht werden können.

Einerseits ist die von den Behindertenverbänden geforderte Barrierefreiheit auf jeden Fall maximal gegeben. Wir haben uns ja - vielleicht wollen Sie das als Ausflugstipp mitnehmen - die Treppe bei der Bundesgartenschau in Koblenz angeschaut. Sie ist nur 80 Meter lang. Dort ist die Behindertengerechtigkeit mit einem Aufzug an der Treppe entlang gewährleistet. Das ist bei uns nun wesentlich großzügiger erreichbar.

Andererseits - und das war ganz wichtig - geht von den historischen Funden durch die Treppe nichts verloren. Die Treppe schneidet nicht in die Ausgrabungen ein. Es bleibt alles erhalten. Nachher wird zwar nicht alles zu sehen sein.

Zum einen sagen die Archäologen aber, dass es natürlich dann am besten geschützt ist, wenn es in der Erde bleibt. Zum anderen werden wir es uns auch nicht leisten können - das hat der Kollege Börschel schon gesagt -, jetzt alles bis zur Mindener Straße auszugraben. Das muss man auch gar nicht tun. Man kann es auch für spätere Generationen erhalten. Der Kernbereich dessen, was unter dem alten Bahndamm gefunden wurde, wird aber sichtbar und erlebbar sein. Das halte ich für einen ganz großen Gewinn.

(Beifall bei der FDP)

Als das Projekt auf die Schiene gesetzt wurde, gab es eine Fotomontage, auf der das Düsseldorfer Rheinufer zu sehen war. Dort sitzen die Leute im Sommer schön in der Sonne und gucken auf die andere Rheinseite. Meine Damen und Herren, wie Sie wissen, schaut man vom Düsseldorfer Rheinufer nur nach Oberkassel. Wer will das schon? Deswegen war auf der Fotomontage dargestellt, dass man von der schönen Düsseldorfer Freitreppe aus auf der anderen Rheinseite den Dom sehen kann.

Dafür brauchen wir zukünftig keine Fotomontage mehr. Das bekommen wir hier selber. Um es mit der Kölsch-Werbung zu sagen: Das wird Köln von seiner schönsten Seite. - Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Teilen des Bündnisses 90/Die Grünen)

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Ralph Sterck, MdR

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