Ein Radiomuseum ins historische WERAG-Funkhaus, Raderthal

Gem. Antrag mit Walter Wortmann (FWK)

10.09.2020 Anträge FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln

Köln ist eine traditionsreiche Medienstadt. Hier wurde Rundfunkgeschichte geschrieben. In Raderthal entstand im Jahre 1927 das von Theodor Wilkens entworfene Rundfunkgebäude der Westdeutschen Rundfunk AG (WERAG), der Vorläuferin des WDR. Das Gebäude ist im Stil des „Neuen Bauens“ gestaltet und zeigt eine ans Bauhaus angelehnte Architektur. Konrad Adenauer hatte die WERAG nach Köln geholt und das Gebäude am Rande des von Fritz Encke geschaffenen Volksparks errichten lassen. Heute steht das Ensemble unter Denkmalschutz und befindet sich im Eigentum der Stadt Köln. Nach mehreren unterschiedlichen Nutzungen in der Vergangenheit steht es seit drei Jahren leer.

 

Beschluss:

Der Rat beauftragt die Verwaltung, mit einer zu gründenden Trägerkörperschaft für das Radiomuseum einen Vertrag über eine unentgeltliche Nutzungsüberlassung des Komplexes historisches Funkhaus in der Hitzeler Str. 125, 50968 Raderthal, mit dem zugehörigen Gelände für 25 Jahre auszuarbeiten und dem Rat zur Beschlussfassung vorzulegen. Der Vertrag soll so abgefasst werden, dass die vorgenannte Körperschaft vom Zeitpunkt des Abschlusses an gerechnet 3 Jahre Zeit hat, die nötigen Mittel für das Radiomuseum zu akquirieren. Bis dahin soll das Museumsprojekt Vorrang vor eventuellen privaten Investoreninteressen erhalten.

 

Begründung:

Vor zwei Jahren bildete sich ein Netzwerk von Vereinen, Initiativen, Organisationen und Einzelpersonen, die sich zum Ziel gesetzt haben, das historische Funkhaus zu erhalten und einer denkmalnahen Nutzung zuzuführen. Dabei entstand die Idee, den in Köln vorhandenen einzigartigen Sammlungen von Geräten und Anlagenteilen aus der Frühzeit des Rundfunks und der damit in Zusammenhang stehenden spezifischen Medientechnologie einen Standort im WERAG-Gebäude zu bieten. Diese Sammlungen sind von ihren Eigentümern (Privatpersonen und Vereine) oft nur unzureichend untergebracht und der Öffentlichkeit nicht zugänglich, stellen aber für den historisch gewachsenen Medienstandort Köln ein wichtiges kulturelles Erbe dar.

Zu den Vereinen und Initiativen, die das Projekt unterstützen, gehören u.a. der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. (der das Funkhaus zum Denkmal des Monats erklärte), die Fördergesellschaft Radio- und Tonbandmuseum e.V., der Bürgerverein Raderberg und –thal e.V. und die Nachbarschaftsinitiative „Englische Siedlung“. Von den unterstützenden ca. 100 Einzelpersonen (siehe radiomuseuminsfunkhaus.de) seien beispielhaft genannt: Dr. Volker Hauff (Bundesminister a.D.), Dr. Ulrich Krings (Stadtkonservator a.D.), Dr. Martin Stankowski (Stadthistoriker), Hermann Broich (Betreiber des CD-Museums) und Prof. Dr. Dr. Joachim E. Zöller (Präsident „Die Große von 1823,Karnevalsgesellschaft e.V., Köln“)

Prof. Dr. Norbert Schöndeling (Direktor des Instituts für Baugeschichte und Denkmalpflege der Fakultät für Architektur der TH Köln) und seine Kollegin Prof. Dipl.-Ing. Eva Maria Pape (Leiterin des Instituts für Energieeffiziente Architektur der Fakultät für Architektur der TH Köln) unterstützen das Vorhaben, indem sie im Zuge einer Bauaufnahme digitale Pläne für das Gebäude erstellen ließen. Darüber hinaus motivierten sie ihre Studierenden, Semesterarbeiten (Master-Studiengang) mit Ideen und Entwürfen für eine denkmalgerechte Umgestaltung des historischen Komplexes für Museumszwecke zu erarbeiten. Die Ergebnisse dieser Arbeiten – mit Modellen und Zeichnungen – wurden am 13. März 2020 in der Technischen Hochschule Köln in Anwesenheit des Rodenkirchener Bezirksbürgermeisters Mike Homann der

Öffentlichkeit vorgestellt. Die geplante anschließende Präsentation der Ausstellung im Bezirksrathaus Rodenkirchen und die Publikation der Entwürfe mussten wegen der Corona-Einschränkungen zurückgestellt werden.

Auf der Grundlage der dokumentierten Entwürfe wird das Netzwerk „Radiomuseum ins Funkhaus“ ein Umbau- und Betriebskonzept für das geplante Museum erstellen und die zu erwartenden Investitions- und Betriebskosten kalkulieren. An diesem Konzept wird Andreas Waschk, der Chef des Odysseums, als erfahrener Betreiber von Freizeiteinrichtungen und Museen mitwirken. Das Betriebskonzept soll sich an modernen Präsentations- und Rezeptionstechniken orientieren und rund um das Thema Radio die Herkunft, Entwicklung und Zukunftsperspektiven der Informationsgesellschaft erleb- und begreifbar machen. Dabei geht es um ein interaktives Ausstellungskonzept, welches mit einer attraktiven Mischung aus historischen Apparaten und modernen Medien vor allem Jugendliche anspricht und ihnen Medienkompetenz vermittelt.

Gleichzeitig wird das Haus auch multifunktionale Räumlichkeiten für die Vereine und Bürger der Stadtteile Raderthal und Raderberg bieten. In beiden Stadtteilen fehlen bisher Möglichkeiten, sich zu treffen und gemeinsame Aktivitäten zu entfalten. Die Räume werden so konzipiert, dass nachbarschaftsfördernde Veranstaltungen dort stattfinden können (z.B. Senioren-Computerkurse, Geschichtswerkstätten usw.).

Es ist nicht beabsichtigt, von der Stadt Köln finanzielle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, sondern andere öffentliche Zuwendungsgeber, Sponsoren und Stiftungen sollen zur Finanzierung des Vorhabens gewonnen werden. Eine solche Akquise von Drittmitteln ist aber erfahrungsgemäß nur erfolgreich, wenn die Unterstützung des Vorhabens in geeigneter Form zum Ausdruck gebracht wird. Das Netzwerk „Radiomuseum ins Funkhaus“ sieht eine solche Unterstützung durch die Stadt Köln in einer unentgeltlichen Gebrauchsüberlassung des historischen Funkhauskomplexes für mindestens 25 Jahre. Im Gegenzug gibt sich das Netzwerk für die Abwicklung des Investitions- und Betriebsvorhabens eine transparente, geeignete Gesellschaftsform (Verein, gGmbH, Genossenschaft oder Stiftung), um gegenüber der Stadt und Zuwendungsgebern als verbindlicher Partner agieren zu können.

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