Warnhinweise in Büchern
Gebauer: Leser werden bevormundet
16.01.2025 Meldung FDP-Landtagsfraktion NRW

Die jüngsten Entwicklungen rund um sogenannte „Einordnungshinweise“ in Büchern der Stadtbücherei Münster sind befremdlich. Ich kann nur sagen: Wehret den Anfängen! Diese Warnhinweise sind Ausdruck einer bedenklichen Tendenz, die Mündigkeit der Bürger zu untergraben und öffentliche Einrichtungen zu Instrumenten moralischer Bevormundung umzufunktionieren.
Was die ARD bei Kultklassikern wie ‚Ein Herz und eine Seele‘ oder der WDR mit Warnhinweisen vor alten Otto-Shows bereits praktizieren, hält nun Einzug in unsere Bibliotheken. Die Stadtbücherei Münster versieht bestimmte Bücher mit Aufklebern, die deren Inhalte als potenziell nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar deklarieren. Ich fordere ein Ende solcher Praktiken. Statt die Leser in ihrer Selbstständigkeit zu stärken, werden sie bevormundet. Es scheint, als solle das Publikum erzogen werden, anstatt es zur freien und umfassenden Meinungsbildung zu ermutigen.
Öffentliche Bibliotheken haben den Anspruch, Vielfalt und Pluralität zu spiegeln – selbst bei unbequemen Themen. Der Diskurs über kontroverse Werke gehört zu den Grundfesten einer wehrhaften Demokratie. Die Freiheit der Information darf nicht durch überzogene Warnhinweise ausgehöhlt werden. Mit zwei Büchern fängt es an. Doch was ist der nächste Schritt? Eine Liste der ‚erlaubten‘ Inhalte? Unsere Demokratie ist stark genug, auch kontroverse Ansichten auszuhalten – und genau das macht sie aus.