Fördermittel "gegen Gewalt" auch 2002
10.03.2002 Meldung FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln
Eine positive Bilanz zieht Marco Mendorf, jugendpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln, aus dem „Aktionsprogramm für ein friedliches Miteinander und gegen Intoleranz und Rechtsradikalismus“. Im Jahr 2002 hatte das Land NRW und die Stadt Köln mit insgesamt 1,3 Millionen D-Mark Projekte und Aktionen von Jugendlichen gefördert. Fast 100 Projekte konnten finanziell gefördert werden und haben in vielfältigen Formen das "Engagement gegen Rechts" initiiert. In einem Artikel für die Sonderausgabe "Druck gegen Rechts", herausgegeben vom Jugendpresseverband Junge Presse Köln, zeigt sich Mendorf über die Vielfalt der geförderten Maßnahmen zufrieden. Viele der im Jahr 2001 angestoßenen Maßnahmen würden auch in den Folgejahren weitergeführt. "Einerseits ist es merkwürdig, dass in Zeiten eines zusammenwachsenden Europas noch immer für ein friedliches Miteinander geworben werden muss. Andererseits hat das Aktionsprogramm eine Vielzahl von wertvollen Aktivitäten ermöglicht, bei denen sich Jugendliche ganz bewusst mit dem Thema Rechtsextremismus auseinandergesetzt haben", so Mendorf. Auch für 2002 stellt die Stadt Köln einen Fördertopf in Höhe von 70.000 Euro zur Verfügung. Schulen, Vereine und Initiativen können eine finanzielle Förderung für ihre Projekte "gegen Gewalt" beantragen: Stadt Köln, Interkulturelles Referat, 50667 Köln. Die Sonderausgabe "Druck gegen Rechts" der Jungen Presse Köln erscheint vor den Osterferien an allen Kölner weiterführenden Schulen. Artikel für die Junge Presse Köln von Marco Mendorf Rechtsextremismus darf gar nicht erst aufkommen! „Vielfalt statt Dummheit“. Mit diesem simplen und einfachen Motto könnten die zahlreichen Aktivitäten von freien Trägern, Jugendeinrichtungen, Schulen und Organisationen kurz beschrieben werden. Weniger simpel, einfach und kurz klingt der offizielle Name der Kampagne gegen Rechts: „Aktionsprogramm für ein friedliches Miteinander und gegen Intoleranz und Rechtsradikalismus“. Das Land NRW hatte Ende des Jahres 2000 pro Einwohner eine D-Mark für Aktionen, Kampagnen und Veranstaltungen gegen Rechtsextremismus zur Verfügung gestellt. Für Köln standen somit 966.762 D-Mark Landesmittel zur Verfügung. Die Stadt Köln stockte die Summe um weitere 300.000 D-Mark auf. Im Jahr 2001 sollten mit dem Aktionsprogramm möglichst viele Aktivitäten von jungen Menschen zum Thema Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit initiiert und finanziell gefördert werden. Tatsächlich richteten sich auch über 70 Prozent der geförderten Maßnahmen an Schülerinnen und Schüler und Jugendliche. Mit den übrigen Maßnahmen sollten alle Altersgruppen in Köln angesprochen werden. Knapp 1,3 Millionen Mark standen zur Verfügung. Damit wurden etwa 100 Aktivitäten finanziell gefördert. Darunter zum Beispiel der Fußballverband Mittelrhein. Die Idee des Sportvereins war, sogenannte Sportlotsen einzusetzen. Diese sollten Jugendliche motivieren, sich in Sportvereinen zu engagieren. Wer Sport treibt kommt nicht auf dumme, oder rechte Gedanken: Deshalb wurde im Rahmen des Aktionsprogramms in einigen Kölner Stadtbezirken „Basketball um Mitternacht“ für Jugendliche angeboten. Unter dem Motto „Sport verbindet“ stellte das Heinrich-Heine-Gymnasium ein riesiges internationales Sportturnier auf die Beine. Seit 1993 ist das von der Schule ausgerichtete internationale Handballturnier mittlerweile schon Tradition. Mit einer Förderung von 20.000 D-Mark aus dem Aktionsprogramm konnte das Heinrich-Heine-Gymnasium eine noch größere Veranstaltung organisieren. Eingeladen wurden Jugendliche aus sechs Ländern der Erde, jeweils aus Partnerstädten der Stadt Köln: Im Juli 2001 kamen über 200 Jugendliche aus Turin (Italien), Rotterdam (Niederlande), Kattowitz (Polen), Klausenburg (Rumänien), Istanbul (Türkei), Bethlehem (Israel) und Kyoto (Japan) zu Besuch. Auf dem Gelände der Schule wurden über fünf Tage die Wettbewerbe in den Sportarten Fußball, Volleyball, Handball und Basketball ausgerichtet. „Das war einfach ein geiles Erlebnis“, berichtet Christoph Hoffmann, der als Chefredakteur der Schülerzeitung an allen Tagen das Geschehen verfolgt hat. „Gemeinsam Sport treiben, Abends gemeinsam feiern und essen, das verbindet einfach und ist ein Stück Völkerverständigung“, meint Christoph. Selbst der Oberbürgermeister war von der Idee des internationalen Sportfestes überzeugt. Er lud alle teilnehmenden Sportlerinnen und Sportler zu einem Empfang in das Ratshaus ein. Übernachteten konnten die Jugendlichen in riesigen Zelten auf der Schulwiese. Für Essen, Getränke und alle anderen organisatorischen Aufgaben sorgten sich die gastgebenden Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern und Lehrer. „Wir hatten 5 Tage richtig Stress. Wir mussten die Zelte aufbauen und in Ordnung halten, für Essen und Getränke sorgen und die ausländischen Gäste betreuen. Das war ein riesiger Aufwand, aber es hat sich gelohnt und viel Spaß gemacht“, berichtet Andre Lyrmann, der im Orgateam der Schülervertretung mitgewirkt hat. Am letzten Tag gab es einen riesiges kulturelles Highlight: Über 2.000 Zuschauer strömten zum Open-Air-Konzert. Die Gruppen Brings und Höhner hatten sich angemeldet. Begeistert feierten und rockten die Jugendlichen vieler Nationen zu kölschem Rock. Musik- und Kulturprojekte wurden im Rahmen des Aktionsprogramms auch von anderen Initiativen angeboten. In vielen Schulen und Jugendeinrichtungen wurden Hip-Hop-Projekte gestartet und Theater zum Thema Toleranz und rechte Gewalt einstudiert und aufgeführt. Beliebt waren auch Dokumentationen und Ausstellungen. So wurde zum Beispiel die Ausstellung „Fremde Heimat“ konzipiert. Fotos, alte Koffer, Schränke und andere Erinnerungsstücke wurden zusammengetragen, um dem 40. Jahrestag des Anwerbeabkommens zu gedenken. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit steht beim Montessori-Gymnasium in Köln schon seit Jahren auf dem Standard-Programm. Im Geschichtsunterricht der 10. Jahrgangsstufe wird alljährlich das Thema Rechtsextremismus und Nationalsozialismus intensiv besprochen. Dazu gehört auch die Einbeziehung von Zeitzeugen, die für Diskussionen mit den Schülerinnen und Schülern alljährlich eingeladen werden. Schulleiter Manfred Last initiierte im Jahr 2000 eine Veranstaltung besonderer Art: Für einen Vortrag und eine intensive Diskussion konnte die Schule Mietek Pemper gewinnen. Pemper war als jüdischer Inhaftierter zu Zeiten des zweiten Weltkrieges von den Nazis im Arbeitslager in Plaszow (Polen) inhaftiert. Dort diente er zwangsweise für die Nazis als Sekretär und wurde später in den Dienst von Oscar Schindler gestellt. Pemper konnte so bei der Aufstellung der berühmten „Schindlers Liste“ entscheidend mitwirken. Auf der Veranstaltung im Montessori-Gymnasium berichtet Pemper ausfürhlich über seine Erinnerungen und stand den Schülerinnen und Schülern ausführlich für Fragen und Diskussionen zur Verfügung. Aus Sicht von Schulleiter Last stärken solche Gesprächsangebote die Sensibilität der Schülerinnen und Schüler zum Thema Fremdenfeindlichkeit: „Wir müssen alles daran setzen, Rechtsextremismus gar nicht erst aufkommen zu lassen.“ Die Aktivitäten der Schule, so erhofft sich Last, sollten möglichst regelmäßiges Engagement der Schülerinnen und Schüler initiieren. „Ich freue mich, dass sich auf unserem jährlichen Projekttag immer eine Gruppe findet, die das Thema Toleranz und Duldung von Minderheiten bearbeitet.“ Zu den Zielen des Aktionsprogramms gehörte die Nachhaltigkeit: Jugendliche sollten zum regelmäßigen Engagement motiviert werden. Ob im Sport, bei Musik, in der Schule oder in der Jugendeinrichtung sollte für einen toleranten Umgang und für die Akzeptanz von Ausländern geworben werden. Einerseits scheint es merkwürdig, dass in Zeiten eines zusammenwachsenden Europas noch immer für ein friedliches Miteinander geworben werden muss. Andererseits hat das Aktionsprogramm eine Vielzahl von wertvollen Aktivitäten ermöglicht, bei denen sich Jugendliche nochmals ganz bewusst mit dem Thema Rechtsextremismus auseinandergesetzt haben. Und hoffentlich hat dabei die Vielfalt vor der Dummheit gesiegt. Aktionsprogramm 2002: Auch in diesem Jahr werden Projekte gefördert! Auch im Jahr 2002 wird es sicher eine Reihe von Aktivitäten von Schulen und Jugendverbänden „gegen Gewalt“ geben. Die Stadt Köln stellt für 2002 einen Fördertopf in Höhe von 70.000 Euro zur Verfügung. Schulen, Vereine und Initiativen können eine finanzielle Förderung für ihre Projekte beantragen: Stadt Köln, Interkulturelles Referat, 50667 Köln.